5.12.16 1sPsls,ZuSe! - oder die Kunst, nicht gehackt zu werden

Das Smartphone der Schülerin rührt sich nicht – kein Klingelton, kein Vibrieren, kein Aufleuchten. Sie unterhält sich, ohne zu wissen, dass jemand in der Ferne via Handy ihr Gespräch mitverfolgt. Angerufen wurde sie, ohne dass sie überhaupt etwas davon bemerkte, mit Hilfe eines käuflichen Virus-Programms. Das führt Tobias Schrödel, IT-Comedian, dem verdutzten Publikum in der Aula der Nymphenburger Schulen vor.

„Schrille Post“ hieß der Vortrag über Chancen und Gefahren im Internet, zu dem der Förderverein unser Schulen Ende November eingeladen hatte. Dass dies ein brisantes und allgegenwärtiges Thema ist, zeigte der große Andrang: Eltern, Schüler und Lehrkräfte hörten in der ausgebuchten Aula höchst aufmerksam zu, wie es im Netz zugehen kann. 

Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag aus Polizeisicht: Bernhard Egger vom Bayerischen Landeskriminalamt erläuterte am Beispiel des Amoklaufs am OEZ im Juli, welche Risiken die neuen Technologien, insbesondere die Kombination von Internet und sozialen Netzwerken, mit sich bringen. Von gefälschter Identität bis hin zum Ködern von nichtsahnenden Nutzern war natürlich die Rede. Aber die Polizei beschäftigt sich auch mit dem, was die virtuelle Welt mit Menschen anstellen kann: etwa mit der Vereinsamung der Nutzer und der Anonymität im stillen Kämmerlein, die Grenzüberschreitungen geradezu fördert. 

Dass jeder Nutzer von Facebook, Twitter, WhatsApp, Snapchat o. Ä. zwischen vertrauenswürdigen und nicht vertrauenswürdigen Informationen, Kontaktanfragen oder Inhalten unterscheiden muss, betonte Kriminalkommissarin Stephanie Wossilus, die für den Facebook-Auftritt der Polizei zuständig ist. Nur durch Präventionsarbeit, ein waches Auge und einen offenen Dialog zu Hause könne man Kinder und Jugendliche gegen Cybergrooming, Betrug, Mobbing oder nicht jugendgerechte Inhalte schützen.

Virusgesteuerte USB-Sticks, digitale Fotos, die ein phänomenales Gedächtnis aufweisen, durchsichtige IP-Adressen, Phishing Mails, Bluetooth-Headsets ohne Code, geknackte iPhones ... Unter dem Motto „Hacking für Jedermann“ demonstrierte Tobias Schrödel im letzten Teil der Veranstaltung, wie vermeintlich sichere Medien via Internet ausspioniert werden. Auf sehr humorvolle Art führte der IT-Comedian vor, wie leicht es vor sich geht, und gab wertvolle Tipps, wie manches verhindert werden könnte. Etwa durch das Sperren von Geräten durch komplexe Passwörter: 4-stellige Passwörter können nämlich in nur 2,6 Sekunden von einer entsprechenden Software gehackt werden. Millionen Jahre würde es hingegen dauern, wenn hinter jedem Passwort ein beliebiger Satz mit Zahlen und Sonderzeichen stehen würde: 1sPsls,ZuSe! (= Ein sicheres Passwort sollte lang sein, Zahlen und Sonderzeichen enthalten!)

Großer Applaus und rege Gespräche füllten die Aula der Nymphenburger Schulen noch eine ganze Weile nach diesem höchst informativen und anregenden Abendprogramm. Dem Förderverein herzlichen Dank dafür!